Südamerika 2017, 4. Woche, Peru

Nach Neuseeland anno 2014 ist dies meine 2. Reise in Übersee, diesmal jedoch mit der eigenen Triumph Explorer. Schon 2012 war ich einmal in Argentinien und fasziniert von den Farben in den atacamanahen Anden, der Wunsch dies einmal auf dem Motorrad zu erfahren stieg drum stetig, nun sollte es endlich soweit sein.

Dies der Blog zur vierten Woche

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Arica-Tacna

  • Distanz:58 km
  • Höhenmeter:550 hm

– unbedingt Versicherungskarte für Peru besorgen, z.B. in Arica am Terminal de Autobuses

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Da ich am Sonntag in Arica überraschenderweise die SOAT (Verkehrshaftpflichtversicherung für Peru) lösen konnte, war ich überzeugt den Grenzübertritt nach Peru schnell hinter mich bringen zu können. Als ich aber schon auf den Grenzposten zu fuhr stand ich dann mal 30 Minuten im Stau und sah Unmengen von Leuten in diversen Kolonnen anstehen. Freundlicherweise half mir ein Grenzbeamter bei der Parkplatzsuche und zeigte mir auch wo ich als erstes anzustehen hätte aber als ich alle Papiere beisammen hatte, stellte sich eine Studentin zu mir mit einem Fragebogen über Chile. Naja, diese Zeit nahm ich mir mit der Bitte, dass sie mir dann vielleicht nochmal den Ablauf an der Grenze erklärt. Die Fragestunde war schnell abgehakt da fragte sie mich ob ich denn eine Relación de Pasajeros y Vehiculos hätte, hää????? Tja wo ich die bekomme wisse sie nicht aber es gebe jeweils Leute eine Blankoausführung verkaufen würden, ich solle doch mal in der Kolonne fragen. Gesagt, getan und völlig überraschend schenkte mir gar eine ältere Frau, die einen ganzen Karton an Papieren mitschleppte, eine Ausführung, dazu auch grad noch das Formular für die Migration in Peru. Nach knapp 3 Stunden anstehen im Motorradkostüm an 5 oder 6 Schaltern hiess es dann endlich freie Fahrt in Peru, wobei zu sagen ist, dass sich sämtliche Beamte sehr kooperativ zeigten, die Verzögerungen lagen wohl eher am ungewohnt hohen Verkehrsaufkommen und nicht zuletzt an der schlechten Internetperformance, da waren zum Teil 4 Schalter die auf eine Verbindung bei der elektronischen Passüberprüfung warteten.

Tacna bietet dann als erstes einmal einen Vorgeschmack vom peruanischen städtischen Verkehr, da werden Motorräder als einspurige Fahrzeuge auch als solche behandelt und zur Seite oder abgedrängt, obwohl die 2 Hauptachsen durch die Stadt grosszügig und mit breiten Grünstreifen in der Mitte ausgelegt sind. Das Hotel Santa Maria bot unglaublich grosse, saalähnliche Zimmer und der Restauranttipp war genial, das Inca’s Gourmet war wahrlich ein peruanisches Highlight für den Gaumen, auch wenn für peruanische Verhältnisse in der obersten Preisklasse.

Tacna-Moquegua

  • Distanz:351 km
  • Höhenmeter:6600 hm

ca 60 km unbefestigt

– auf den ersten 60km steigt die fantastische Motorradstrecke 3000m an bis Tarata

– Tarata bis Candarave kurvig an Hanglage mit einer Flussquerung

– ab Candarave bis zur 36A, 60 km Ripio, also richtig gerippter Schotter

– beinahe unbemerkt war ich plötzlich auf 4800m

– super Passstrasse hinunter nach Moquegua durch fantastische Bergwelt

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Die Fahrt von Tacna nach Arequipa, mein nächstes vorgenommenes Ziel, wäre einfach in einem Tag über die Panamericana zu bewältigen aber wer will das schon wenn die Alternative über die Berge viel mehr Fahrspass und eine fantastische Bergwelt mit Vulkanen bietet. Die neu gebaute Strasse Richtung Tarata ist schlicht ein Traum, mit Tücken wie sich herausstellen sollte, denn ich wunderte mich relativ lange über die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 35 km/h, bis vor mir plötzlich keine Strasse mehr war und ich wohl mit knapp 100 km/h bestimmt 10 m weit in eine Senke oder Bachbett flog und glücklicherweise gerade wieder Bodenkontakt hatte bevor die Strasse sich wieder raushob. In Tarata geriet ich mal wieder in einen LKW-Konvoi der stark auf eine Baustelle hindeutete und nach dem Nachfragen bei Einheimischen bestätigte sich, dass auf der Haupstrasse nach Puno gebaut würde. Mein Plan war eh die Strecke nach Candarave zu nehmen, in Erwartung einer Schotterpiste, diese Strasse war aber einmal mehr bestens ausgebaut, auch wenn wohl schon vor einiger Zeit, zum Glück, denn aus den überraschend auftauchenden Wolken begann es plötzlich leicht zu regnen und mich beschlich ein beklemmendes Gefühl, hatte ich mir doch geschworen bei Regen keine Pisten zu fahren, denn diese werden sehr tief und lehmig, für meine Maschine unfahrbar. Nach kurzer Zeit liess mich die Sonne aber wieder schwitzen in den Regenklamotten und ich war nicht wirklich unbesorgt als sich nach Candarave tatsächlich der Asphalt in eine Schotterpiste wandelte und ich mich meiner Regenkleider entledigte. In Erwartung von etwa 15 km Piste war ich doch erstaunt dass die Strasse immer weiter bergwärts verlief und sich die nächste schwarze Wolke über mich senkte, noch immer dachte ich dass der Abzweiger aus der Regenwolke bald kommen werde doch ich musste mich beugen und auch der Kälte wegen wieder ins Regenzeugs. Die Strecke bis zum Abzweiger war dann insgesamt 60 km und kaum auf der neuen Strasse wars vorbei mit regnen, es war plötzlich ein wahrlicher Hagelschauer der die Strassenränder weiss werden liess. In der Ferne liess sich durch Wolkenlücken immer wieder blauer Himmel entdecken, so zog ich am Gas aber wirklich passieren wollte nichts, was mich dann auch nicht erstaunte als ich auf der Passhöhe die Marke 4800m las, das Thermometer zeigte 2 Grad. Die letzten 40km nach Moquegua waren dann in der Abendsonne landschaftlich wieder ein Zuckerschlecken sondergleichen, was man von Moquegua selbst nicht behaupten kann.

Moquegua-Arequipa

  • Distanz:246 km
  • Höhenmeter:4970 hm

ca 160 km unbefestigt

– kräfteraubende, sehr kurvige 200km, vorbei an steilen Abhängen

– ab Otora Baustelle 30 km, dann Piste, zum Teil sehr sandig und tief aber meist sehr gut zu fahren bis Puquina ca 140 km

– ab Abzweiger Polobaya bis Characato zum Teil sehr grob und tief, 20 km

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Der nächste Tag versprach wettertechnisch weniger Experimente und ich wagte mich nochmals durch die Berge Richtung Arequipa, obwohl die Triumph der Schotterstrecke vom Vortag die ersten Tribute zollen musste, das Fernlicht liess sich nicht mehr rausnehmen und die Frontscheibe hing plötzlich nur noch an zwei statt vier Schrauben. Über die Panamericana wäre Arequipa in 220 km zu erreichen, drum dachte ich mir, dass die direkte Strecke durch die Berge kaum länger sein würde, die ersten 50 km waren auch wie im Nu vorbei als die nächste Baustelle aufwartete. Die überaus freundlichen Peruaner liessen mich durch die schweren Baumaschinen passieren, winkten und streckten die Daumen in die Höhe und musste ich einmal kurz warten, war ich immer gleich von ein paar Bauarbeitern umgeben die mich über die Triumph ausfragten. Den Übergang von der Baustelle zur Schotterpiste hatte ich irgendwie nicht mitbekommen als sich die Piste tief in einen Canyon senkte und ich mir dachte dass die Strasse da hinaus dann diese nach Arequipa sein werde. Vor einer einspurigen Brücke hielt ich kurz an und warum auch immer, betätigte ich die Hupe, worauf sich völlig erschreckt ein Brückenwächter aus einem Kabäuschen erhob und mich durchwinkte. Auf der anderen Seite des Flusses wurde die Piste aber immer sandiger und tiefer, dazu blies ein kräftiger Wind der immer wieder in einen veritablen Sandsturm ausartete, zudem zeigte das Thermometer plötzlich 32 Grad, was für ein Wechsel zum Vortag. In einer Kurve gab es dann plötzlich kein Weiterkommen mehr, ein Tieflader steckte fest, kam weder vor noch rückwärts, doch gemeinsam mit dem LKW-Fahrer und mit abgepackten Seitenkoffern liess sich eine Lücke für mich finden, Glück gehabt, er wartete wohl noch Stunden auf Hilfe und erzählte mir, dass er aus Arequipa komme, am ersten Tag wohl 120 km aber am zweiten nur deren 5 geschafft hätte, denn die Strasse sei sehr eng und diese stieg dann wider Erwarten wieder aus dem Canyon hoch, wurde deutlich schmaler und als ich das Ortsschild Omate ausmachte war ich doch recht erstaunt, ich dachte diesen Ort längst passiert zu haben. Am Ortsausgang dann das Schild, Arequipa 120 km und ich hatte schon 150 auf dem Tageszähler.

Weiter ging es einspurig an steilen Abgründen vorbei über den nächsten Pass, ich war froh nicht einem Tieflader begegnen zu müssen und kaum wurde auf der Rückseite des Passes die Strasse bisschen breiter, wurde ich trotzdem zum Anhalten gezwungen, der nächste Tieflader musste gekreuzt werden. Das seltsame Geräusch was ich danach vernahm hatte seinen Ursprung wohl im Flug vom Vortag und liess mich abermals anhalten, der Kofferträger war gebrochen und so drückte der Benzin Ersatzkannister, der zwischen Seitenkoffer und Hinterrad befestigt war, gegen eben dieses Hinterrad und war schon leicht leck gescheuert. Ein riesen Glück dass sich das Benzin nicht entzündete, mein Leben hätte ich wohl als einziges retten können. Gut zwei Stunden und nochmals 40 km harte Schotterpiste später fand ich mich im unglaublichen Verkehrschaos von Arequipa wieder, als zusätzliches Hindernis erwies sich mein TomTom, das in Peru eh nur Hauptstrassen anzeigt, in den Städten aber regelmässig die falsche Richtung durch Einbahnstrassen fahren will.

Arequipa’s Plaza de las Armas war dann wie aus einem Märchen erleuchtet und damit meine ich nicht den kitschigen LED-Weihnachtsbaum vor der Kathedrale. Auch am Tag ist die Stadt durchaus sehenswert, das Klima mit frühlingshaften Temperaturen wunderbar aber auszeichnen tut sie sich vor allem mit dem Blick auf die knapp 6000er und den Vulkan Misti vor der Haustüre.

Arequipa-Yanque

  • Distanz:303 km
  • Höhenmeter:5760 hm

ca 115 km unbefestigt

– AR-13 schöner kleiner Pass

– ab el Pedregal / Majes bis Huambo, zuerst ein bisschen tief, dann gute Piste 115 km

– Huambo liegt zuhinterst im zugänglichen Teil des Colca Canyons, eines der schönsten und mit 2000m tiefsten Canyons Südamerikas, incl. Condor Watching!

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Nachdem sämtliche Mängel am Motorrad beseitigt werden konnten ging es weiter Richtung Colcatal, viele behaupten es wär das schönste Tal Südamerikas überhaupt. Um nicht 2 Mal dieselbe Route zu nehmen, beschloss ich den Einstieg über El Pedregal und Huambo zu nehmen, das sind dann wieder 120 km anfänglich eher unangenehm fahrbarer Schotter und ein Anstieg wohl um 3500m, auf jeden Fall zeigte der Höhenmesser oben 4500m an. Der Colca Canyon ist dann wahrlich ein Ereignis, tief eingeschnitten bis 2000m tief, an den unglaublich steilen Hängen dann die Siedlungen der Ureinwohner die mit Terrassen ein wenig frucht- und anbaubaren Boden gewinnen, immer schön überwacht von Condoren die sich in die Höhe schrauben. Das Landhotel Tradicion Colca in Yanque integriert sich wunderbar und ökologisch in diese Szenerie, ein ruhiger Rückzugsort zum Ausspannen oder auch um das Tal und die Kultur mit Treckings näher kennen zu lernen.

Yanque-Copacabana

  • Distanz:464 km
  • Höhenmeter:3290 hm

– die befestigte Hauptstrasse aus dem Colca-Canyon führt knapp an die 5000m Marke und bietet eine hervorragende Aussicht auf die umliegenden Vulkane.

– die PE-34-A Richtung Juliaca ist stark vom LKWs befahren, wegen der eindrücklichen Natur trotzdem schön

– entlang des Titicacasees enttäuschend

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Die Fahrt hinaus aus dem Canyon wieder Richtung Arequipa geht nicht wie erwartet einfach so über einen Hügel, liegt Yanque schon auf 3800m, so ist der Übergang dann schon auf 4880m, der höchste Punkt für mich bisher. Die weitere Fahrt dann bis Juliaca verläuft auf einer vom Schwerverkehr stark benutzten Achse aber durchaus mit einigen wunderbaren landschaftlichen Reizen, völlig enttäuschend für mich dann aber die Strecke entlang des Titicacasees bis Copacabana. Wahrscheinlich trug auch der eisige Wind der über den See blies nicht zu meiner Freude bei, allerdings ist genau darum wohl Copacabana vor allem bei den sehr zahlreichen Backpackern beliebt, da der Ort schön windgeschützt ist und sich so manch schöner Sonnenuntergang im Liegestuhl geniessen lässt. Der Ausblick vom schwerlich zu erklimmenden Cerro Calvano, dem Hausberg auf 4000m sozusagen, verwöhnt dafür mit einem unglaublichen Ausblick über Copacabana und den Titicacasee.

PER: 36A bei Torata 3 – Version 2

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