Endlich sollte die im Herbst 2018 neu erstandene Triumph Tiger 1200xcx ihre Vorzüge im Gelände zeigen, hat sie doch ein automatisch einstellbares Fahrwerk mit Offroad-Mode. Nach 3 Tagen quer durch das französische Massiv Central auf meist kleinen Strassen erreichte ich Pamplona und fuhr gleich am nächsten Morgen zu Martin Motos um die im voraus bestellten neuen Finken (Heidenau K60 Scout) montieren zu lassen, denn ich wollte diesen eher gröberen Reifen nicht schon mit dem Transit flach fahren.


Obwohl ich Spanien schon über ein Dutzend Mal besuchte und wie ich meine, sehr gut kenne, war ich noch nie in Pamplona. Die Altstadt hat durchaus seinen Reiz, allerdings war Anfang Woche nicht allzuviel los, dass das anders sein kann zeigten die vielen verschlossenen Türen der Bars die dann wohl am Wochenende Dauerbetrieb haben. Das Hotel Eslava ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen, war aber nicht bloss wegen dem freundlichen Service eine gute Wahl.
- Distanz: 346 km
- Höhenmeter: 3390 m
- Land: ESP

– ca 80 km Offroad südlich von Pamplona, ein Gebiet mit Hunderten Km Schotter-Pisten, ideal um sich einzufahren.
– Danach durch die Sierras de Cebollera und de la Demanda in die alte Königsstadt Lerma.
Der Plan war, quer durch die nördliche Hälfte Spaniens bis in die Nordostecke Portugals zu fahren und dort dann auf dem ACT Portugal von Nord nach Süd zu befahren, immer schön im Landesinneren, die Rückfahrt würde ich dann spontan nach Wetterlage gestalten. Schon nach wenigen Kilometern führte mich die Route südlich von Pamplona in ein riesiges Landwirtschaftsgebiet, kaum besiedelt, mit hunderten Pisten, die waren einfach wunderbar zu fahren mit Gustavo, meinem neuen Begleiter. Bei Miranda de Arga war der Schotter allerdings teilweise sehr tief, da brauchte es meine volle Aufmerksamkeit, geriet die 350 kg-Fuhre doch arg ins Schlingern.
Ab Andosilla war dann leider schon fertig Schotter, dafür gab es ab Ribafrecha fast ausschliesslich wunderbare, kaum befahrene Passstrassen, 150 km bis Barbadillo del Mercado, ein Traum, wäre da nicht dieses heftige Gewitter gewesen, das sich quasi aus dem Nichts über mich ergoss, nicht ganz ohne auf den Pässen. Kaum auf der Hauptstrasse, schon wieder abgebogen und leicht geschwungen durch ein wunderschönes Tal, beobachtet von Gänsegeiern in der Luft, ging es vorbei an der Ermita de San Pelayo Richtung Lerma. Diese mittelalterliche Kleinstadt darf auf dem Vorbeiweg durchaus mal besichtigt werden, vor allem die riesige Plaza Mayor (leider ein Parkplatz) und der Herzogspalast aus dem 17. Jahrhundert sind nebst dem Ausblick vom kleinen Hügel sehenswert. Wer sich den Parador nicht leisten kann, nimmt sich am besten ein Zimmer im DC Mesones 21, dieses bietet ein grosses, modernes Zimmer mit Blick auf den Gratisparkplatz.
- Distanz: 304 km
- Höhenmeter: 1760 m
- Land: ESP / POR
– quer durch die endlosen Weiten von Castiila-León, ohne Offroadanteil
Quer durch unendliche Weiten ging es tags darauf stramm Richtung Westen, sehr selten durch überraschend sehenswerte Dörfer wie Ampudia oder beobachtet von grossen Greifvögeln. Erst nachdem der Fluss Esra überquert wurde gab es wieder mehr Kurven, dies aber auch eher in homöopathischen Dosen. Irgendwie verpasste ich den Grenzübertritt nach Portugal, ich merkte dies erst nachdem die erste Ortstafel irgendwie portugiesisch klang…. Bragança ist eine grössere Stadt mit 35’000 Einwohnern und einem hübschen, kleinen, alten Stadtkern wo ich im Restaurant Poças hervorragendes lokales Essen serviert bekam, auch das an einer Allee gelegene Hotel Classis konnte durchaus überzeugen.
Rio Esra Leckere Wildsau im Rest. Poças
- Distanz: 278 km
- Höhenmeter: 4220 m
- Land: POR
– ca. 80 km Offroad.
– Leider machte mein TomTom nicht mit, die offizielle ACT Portugal Route zu navigieren, habe sie deshalb anpassen müssen. Trotzdem ein paar schöne Offroadstrecken, zum Teil recht anspruchsvoll und steil (steile Spitzkehren auf Schotter sollten beherrscht werden). Am Douro dann schlicht zu heiss für Offroad mit 38°C.
Dummerweise merkte ich erst hier, dass mein TomTom den Track des ACT nicht wie gewünscht lesen oder darauf navigieren konnte. In mühsamer Kleinarbeit versuchte ich dann den Track nachzubauen, dies gelang jedoch mehr schlecht als recht und so ging es halt am nächsten Tag öfter als geplant über Asphalt Richtung Süden, jedoch nicht ohne den einen oder anderen Abschnitt des ACT mitzunehmen, teilweise waren dies sogar «Eigenkreationen». Dies war dann eher unangenehm, da ich dann oft nicht wusste ob die Piste weiterführen oder sich irgendwo in den Hügeln verlieren würde, so wie es mir in einem Olivenhain schien. Zu Fuss machte ich mich auf, um die sehr steile Abfahrt zu erkunden, die sich dann aber zum Glück als fahrbar und durchgehend entpuppte, es waren einfach sehr anstrengende 300 m zu Fuss in Vollmontur zurück den Berg hoch.
In Algoso machte ich dann den kurzen Abstecher hoch zum Castelo und dann hiess es erst mal Cooldown im Schatten, waren die Temperaturen doch schon auf 30 Grad gestiegen. Bei Meirinhos machte ich dann die Schlaufe hinunter zum Stausee, eine sehr steile, ausgewaschene Piste bei 37 Grad unten am See, eine krasse Herausforderung. Die Piste entlang des Sees war mit dunklem Kies bedeckt und heizte dementsprechend noch mehr auf, wie froh war ich als es endlich wieder bergauf ging, dies jedoch teilweise krass steil, vor allem in den Haarnadelkurven, teilweise wohl 25% Steigung. Zurück auf der Hauptstrasse gab es wenigstens wieder ein bisschen Fahrtwind (wie aus einem Föhn), dafür entschädigten die Ausblicke auf den Douro, der sich erst von oben herab und dann als Geleit an der Seite zeigte, eine super Strasse. Bei Barca d’Alva gab es dann einen Stau auf dem Fluss zu sehen, Busweise wurden Touristen angekarrt, um auf dem Schiff nach Porto zu reisen. Die traumhafte Strecke nach Guarda offenbarte seltsame Felsformationen im Gelände, als hätte jemand in grossem Stil Steine zu Kugeln und Obelisken geschliffen. Guarda ist eine sehr hüsche, kleine Stadt mit einem grossen Platz in der pittoresken Altstadt. Seltsamerweise war es für einen Samstagabend eine grössere Herausforderung ein Restaurant und eine Bar für einen Absacker zu finden, da unterscheiden sich die Portugiesen um 180 Grad von den Spaniern, die beinahe jeden Abend feiern. Vom guten Hotel Ferrinho (sehr freundlicher Service) sind es gut 20 min zu Fuss ins Zentrum, dafür geniesst man von den Zimmern eine unverbaute Aussicht aufs Umland, sehr schön!
Douro mit Ausflugsschiffen
- Distanz: 291 km
- Höhenmeter: 4680 m
- Land: POR
– ca 30 km Offroad, viel zu heiss für mehr mit 30-38°C. Traumhaft durch die Serra da Estrela, sehr kurvig in den südlichen Ausläufern. Portalegre ist ein sehr schönes Städtchen.
Kaum aus der Stadt raus sah ich Tags darauf Strassenhinweise mit Sperrungsankündigung, allerdings wusste ich nicht ob es meine Route betreffen würde, so fuhr ich ein paar Kilometer bis zu einer grossen Brücke weiter. Dort wurde eben ein grosser Bogen aufgeblasen, man liess mich jedoch passieren, bei der nächsten Kurve wusste dann auch ich wofür die Sperrung war denn ich befand mich mitten auf einer Strecke für Bergrennen, einfach mal wieder bisschen zu früh oder zu schnell?:-)
In Linares da Beira (wie später auch in Folgosinho) fand ich die gewünschte Piste in die Serra da Estrela leider nicht oder ich liess mich durch eine, wie ich interpretierte, Fussgängerzone abschrecken. Mein Navi führte mich dann über einen mit grossen, antiken Steinen besetzten Pfad steil bergab, teilweise wie über Treppenstufen, ich war mir mehrfach nicht sicher ob dieser Pfad auch durchgängig war, diese Bedenken sollten sich jedoch als unbegründet erweisen, zum Glück, denn drehen wäre kaum möglich gewesen. Die Fahrt von Gouveia nach Monteigas war dann landschaftlich und von der gut ausgebauten Strasse her einfach atemberaubend, wenn auch die vielen verkohlten Baumreste Schlimmes erahnen liessen, so hatte dies doch einen unglaublichen Reiz mit den wieder sichtbaren, geschliffenen Felsformationen und auf der anderen Strassenseite der beinahe unendliche Weitblick Richtung Westen. Auf der Passhöhe gibt es übrigens einen kleinen See an dem wohl besten gecampt werden kann, jedenfalls war dieser See am Sonntag sehr überlaufen mit einheimischen Touristen die sich die gute Luft und erträglichen Temperaturen zu Gemüte führten.
Kurz nach Monteigas fand ich dann auch den ACT wieder der auf und unbefestigt über eine traumhafte Hochebene führte. Die Fahrt hinaus aus der Serra de Estrela war eher eine Qual, oben mit 25 Grad noch erträglich, war es dann unten am Tejo wieder gegen 38 Grad heiss, eigentlich nicht mehr fahrbar. Trotzdem mühte ich mich bis Portalegre durch, verzichtete nun jedoch auf Offroadfahren und versuchte einfach die Reize des nördlichen Alentejo zu geniessen. Auch Portalegre hat eine wunderschöne Altstadt, das Hotel Mansao Alto Alentejo war hervorragend, allerdings war es hier an einem Sonntag noch schwieriger ein Restaurant zu finden, die wenigen die offen waren, waren natürlich voll.
- Distanz: 374 km
- Höhenmeter: 1830 m
- Land: POR
– ca 15 km Offroad. Sehr schöne Landschaft, zum Teil unendliche Weiten im Alentejo. Rund um Monchique sehr kurvig.
– Burgau ist ein schönes, kleines altes Fischerdorf an der Algarve, allerdings auch schon vom Tourismus eingenommen.
Von der Hitze erschlagen suchte ich quasi den schnellsten Weg ans Meer und die ersehnte Abkühlung, allerdings versuchte ich vor allem am Vormittag noch eher kleine Strassen mitzunehmen. Der Alentejo ist einfach super schön, sehr dünn besiedelt, immer wieder durch malerische Dörfer ging es südwärts und erst ab Nave Redonda wurde es wieder richtig kurvig, dafür aber gleich wieder ohne Ende. 15 km nach Monchique verliess ich die Hauptstrasse, um doch noch ein bisschen Kies zu fressen, leider war der Spass nach etwa 10 km breiter Piste schon wieder vorbei und über kleinste Strässchen ging es fortan durchs Küstenhinterland nach Burgau, ich hatte diesen kleinen Ort und das wunderbare Hotel Burgau Turismo de Natureza zum Entspannen auserkoren. Der Ort ist aus einem kleinen Fischerort herausgewachsen, immer noch sehr übersichtlich, allerdings sehr mühsam wenn es ums Essen geht, da muss man eigentlich spätestens am Vorabend reservieren wenn man nicht schon um 18.00 oder erst um 22.00 Uhr essen möchte.
Burgau
- Distanz: 227 km
- Höhenmeter: 2700 m
- Land: POR
– über 100km Offroad quer durch das Hinterland der Algarve, sehr hügelig, kurvig und staubig.
– Mertola ist ein hübscher Ort Nahe an der Grenze zu Spanien, die Altstadt hoch auf einer Felsnase über der Mündung des Río Oeiras in den Río Guadiana.
Nach 3 Tagen wunderbarer Entspannung trat ich den Rückweg an, eine Vorlage in Form des ACT hatte ich nicht, bloss durch die Extremadura und nach La Alberca sollte die Route führen. Als erstes ging es über eine breite Piste Richtung Nordwesten und dann, kaum die Hauptstrasse erreicht, wieder weg davon und mit der kurzen Ausnahme in Bordeira immer schön auf bestens fahrbaren, kleinen, unbefestigten Strässchen geradewegs Westwärts, teils durch traumhaft schöne, verwunschene Korkeichenwälder.
Im Hinterland von Portimão führte die Route über viele verstaubte Pisten durch eine hügelige Landschaft, mit einem Weitblick auf die riesigen Flächen ehemaliger Wälder, die von verheerenden Waldbränden zerstört wurden. Zwischen Malhão und Corte do Ouro gab es beinahe keine Geraden mehr, Grösstenteils unbefestigt ging es auf und ab, links und rechts, da hatte auch mein Navi den Dienst aufgegeben und kam nicht mehr nach mit der Neuberechnung der Route. Der Rest bis Mértola war dann wieder ein dahinschmelzen und -gleiten in der gleissenden Sonne Südportugals. Mértola ist eine geschichtsträchtige Kleinstadt auf einer Felsnase über der Mündung des Río Oeiras in den Río Guadiana und wird von einem maurischen Castelo überragt.
- Distanz: 299 km
- Höhenmeter: 2860 m
- Land: POR / ESP
– über 100 km Offroad auf meist breiten guten Pisten, entlang der spanisch-portugiesischen Grenze durch die Extremadura
Kaum zurück in Spanien und kurz nach Paymogo bog ich nächsten Tags auf eine breite, bestens fahrbare Piste ab und genoss das staubige Spiel mit Driften bis es mich gewaltig abhob, die riesigen Senken (vom Regen ausgewaschene Löcher) hatte ich glatt übersehen, auch der „Angriff“ eines beinahe schulterhohen Wachhundes aus einer Finca heraus konnte diese wunderbare 20 km lang währende Freude ohne Gegenverkehr nicht trüben. Auch die 30 km Piste durch die Sierra Pelada y Ribera del Aserrador nach Aroche war bestens fahrbar und verleitete sehr die ausgeschilderte Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h zu überschreiten. Ein weiteres Highlight dann die wunderbare 20 km lange Piste von Valencia del Mombuey bis Zanhínos, durch leicht hügeliges Weideland, keine Autos, ein paar Fincas, einige Rinder, Störche, Ziegen und sonst nichts.
Sehr erstaunt war ich kurz darauf als ich dicke schwarze und weisse Rauchwolken in den Himmel steigen sah, ich ahnte Böses was sich jedoch aus der Nähe als Carbonerias also Holzköhlereien herausstellen sollte, dies hatte ich so noch nie gesehen. Badajoz war seit längerem mal wieder eine grosse Stadt, das Hotel Condedu preiswert und so charmfrei wie ein Ibis Hotel aber hatte ein grosses bequemes Bett. Dafür gab es dann, wie es sich für eine spanische Stadt gehört, eine unglaubliche Auswahl an Bars und Restaurants aber erstaunlich wenige Leute unterwegs, die waren alle über den Feiertag ans Meer ausgeflogen, um der Spätsommerhitze zu entfliehen, wie man mir später beschied.
Holzköhlerei
- Distanz: 299 km
- Höhenmeter: 3150 m
- Land: ESP
– alles asphaltiert ausser 20 unbefestigte km südlich von Palencia ab Serradilla, sonst kleinste kurvige Strassen durch las Hurdes und hinauf ins zauberhafte La Alberca, eines der schönsten Dörfer Spaniens.
Die Weiterfahrt war dann auf den ersten 160 km mit ganz wenigen Highlights versehen, abgesehen von der Passage über den Fluss Tajo, sehr viele einsame Weiten der Extremadura bis es dann bei Serradilla über 20 km auf einer teils steinigen Piste über eine Hügelkette ging. Wirklich spannend wurde es erst 50 km vor dem Ziel, je näher ich dem Parque Natural de las Batuecas-Sierra de Francia kam, desto kurviger wurde es, die 10km von Casar de Palomero bis La Pesca kennt kaum eine Gerade und ab Rebollosa geht es plötzlich ins Hochgebirge. La Alberca gehört zu den schönsten Dörfern Spaniens und das Zentrum ist geschützt, gehört also zum Kulturgut Spaniens, quasi das Pendant zum UNESCO Weltkulturerbe. Beim Schlendern durch die alten Gemäuer fühlt man sich gut hundert Jahre zurückversetzt, so man sich denn eine Gasse durch die Touristenmassen bahnen kann, abends jedoch wird es richtig angenehm, auch weil auf der Höhe von über 1000 m stets ein frisches Lüftchen weht.
Touristenstrom in La Alberca
Im Casa Museo Sátur Juanela kann bestaunt werden wie die Leute teilweise noch vor 40 Jahren gelebt hatten, Berühmtheit erlangte der Ort auch durch den Film «las Hurdes» von Luis Buñuel aus den 30er Jahren. Nicht bloss weil ich wohl das beste Zimmer erhielt, fühlte ich mich im Hostal La Balsá wie zuhause, sehr netter Service.
Las Hurdes / Sierra de Francia
- Distanz: 193 km
- Höhenmeter: 3680 m
- Land: ESP
– sehr kurvenreich und ca 30 km Offroad, zauberhaft durch las Hurdes und die Sierra de Francia
Wie früher erwähnt liegt la Alberca in der Sierra de Francia und diese galt es zu erkunden, ein Mix aus schönster Bergwelt die einsam aus den Weiten der Extremadura herausragt, besten Passstrassen, herausfordenden Pisten und Wanderwege, malerischen Dörfern und sehr unterschiedlicher UNESCO geschützter Vegetation, abhängig von der Hanglage und Höhe, reicht die Sierra mit dem Santuario de la Peña de Francia doch bis auf über 1700 m und bietet einen unglaublichen Weitblick.
- Distanz: 378 km
- Höhenmeter: 2390 m
- Land: ESP
– ca. 20 km offroad und meist auf kleinsten Strässchen durch das meist flache und weite Castilla y Leon, vorbei am Castillo de Coca und Sepulveda (auch eines der schönsten Dörfer Spaniens).
– Wunderbarer Ausblick auf die Geier im Canyon des Naturparks Rio Riaza
Zuerst sehr kurvig und je weiter desto gerader und flacher ging es hinaus aus der Sierra de Francia in die Weiten der Castilla y León als mir plötzlich ein seltsames Wesen auf einer Wiese erschien, anfangs schien es wie ein riesiger Greifvogel beim Landen und erst von näherem betrachtet stellte es sich als Baum mit bizarrem Geäst heraus. Weiter waren auf jedem Strommasten, die der Strasse folgten, Storchennester zu bewundern, hie und da auch mit verendeten Tieren die halb aus den Nestern heraushingen, ein schmerzhafter Anblick und ein unerreichbares Fressen für den Fuchs, der für kurze Zeit neben mir herjagte. Aus dem Nichts erschien mir dann ein Märchenschloss wie ich es noch nie gesehen hatte, das Castillo de Coca, und der Name verrät es, so sollen in diesem Ort gemäss Überlieferung die Ursprünge des weltweit verbreiteten Zuckergetränkes liegen.
Castillo de Coca Sepúlveda
Nach vielen flachen Kilometern tauchte die Strasse dann unerwartet ab in den Canyon des Duratón und kurz danach ein ins wunderschöne Sepúlveda, die Altstadt ist als nationales Kulturgut in der Kategorie Conjunto histórico-artístico anerkannt. Endlich wurde es auch auf dem Motorrad wieder spannender, wurden die Strassen doch enger, kurviger und auch einmal unbefestigt bis ich in Montejo de la Vega de la Serrezuela den Rio Riaza zum ersten Mal überquerte. Der zugehörige Canyon war jedoch nur über einen Umweg zu erreichen und auch dort war dann beim Parkplatz des Parque Natural Hoces Río Riaza Schluss. Zu Fuss machte ich mich auf, ein paar hundert Meter hineinzugehen, um den mehreren dutzend weiss der Geier was für Geier das waren, beim Abendflug zuzusehen, was für ein Spektakel. Im nahen Aranda del Duero bot das Hotel Villa de Aranda vorzügliche Bettruhe an bester Lage, an den Namen der Bar mit den köstlichen Tapas mag ich mich leider nicht mehr erinnern.
Parque Natural Hoces Río Riaza
- Distanz: 339 km
- Höhenmeter: 2340 m
- Land: ESP
– ca 50 km Offroad durch eine menschenleere Landschaft, 300 km keine Tankstelle auf der Route, kaum Dörfer, ein Motorradtraum, wenn’s bloss ein bisschen wärmer gewesen wäre….
Über Nacht gab es einen unglaublichen Temperatursturz, stiegen doch am folgenden Tag die Temperaturen kaum mehr über 13 Grad, meist waren es weniger als 10 Grad, das waren dann 30 Grad weniger als noch 6 Tage davor, auf dem Motorrad ist diese Schwankung mit Ausrüstung kaum mehr abzudecken. Als erstes wollte ich jedoch noch einmal die Geier bewundern, es waren aber mangels Thermik leider kaum mehr welche auszumachen. Die folgenden 300 km konnte ich leider kaum geniessen, zu kalt war es, sehr Schade, denn die Route führte durch eine fantastische Landschaft, kaum Dörfer, alles Mögliche an fahrbaren Strassen und Pisten (ca 50 km unbefestigt), auch eine Tankstelle war nirgends auszumachen. War es den ganzen Tag bis auf ein paar wenige Tropfen einfach nur kalt, so geriet ich Eingangs Tudelas noch in einen heftigen, monsunartigen Regen, genau um so richtig durchnässt im Hotel anzukommen, 10 min früher wäre alles trocken geblieben, sh.t! Tudela hat zwar ein hübsches, kleines Zentrum / Altstadt, richtig warm werde ich jedoch nicht, allerdings eignet sich die Stadt hervorragend als Ausganspunkt für Ausflüge in die Bardenas Reales, diese standen dann tags darauf auf dem Programm.
Wandmalerei in Tudela schon fast zuhause😄
- Distanz: 152 km
- Höhenmeter: 1000 m
- Land: ESP
– ca 70km Offroad zuerst durch die fantastischen Bardenas Reales, ein Naturpark der atemberaubend an Landschaften der USA erinnert, danach noch einmal quer übers Land nach Huesca.
Seit ich 2015 den Tipp dieser einzigartigen Wüstenlandschaft von einem Motorradkollegen erhalten hatte, war dies nun schon der 4. Besuch, wie doof war ich, diese mehrmals ohne zu wissen links liegen gelassen zu haben. Dieser Nationalpark (mit Luftwaffenbasis…) versetzt einen in den Tiefen wilden Westen der USA, kaum zu glauben noch immer in Europa zu sein. Die Bardenas Reales wurden im Jahr 2000 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt, charakteristisch ist die bizarre Landschaft, die zu einem großen Teil aus ockerfarbenem Lehm besteht und durch Erosion ausgewaschen und gestaltet wurde, auch zu sehen im Dokudrama über Terry Gilliams Don Quijote in «Lost in la Mancha». Offiziell dürfen die unbefestigten Pisten der Bardenas Reales nur auf einem ausgeschilderten Rundkurs mit 3 Zufahrten (Haupteingang und Info via Arguedas) befahren werden, dummerweise hatte ich jedoch bei einer Ausfahrt das Verbotsschild übersehen….. Diese «Ausfahrt» war dann teilweise recht grob und es dauerte eine Weile bis ich den richtigen Pfad zur Hauptstrasse gefunden hatte. Viele ewige Geraden folgten darauf bis Erla, das Stück danach war ein wunderbares Passsträsschen und kurz nach Ardisa folgten noch ein paar unbefestigte Abschnitte (ca 20 km) bis zur A-132.
Bardenas Reales
Via Bagnères-de-Luchon, Cahors und Thiers ging es schliesslich teils sehr kurvig nach Hause, dabei nahm ich die fantastische und einmalige Strasse mit, die bei Le Mas-d’Azil mitten durch eine Grotte führt, nach dem hübschen Cahors ging es beinahe unendlich durch eine Vielzahl an Canyons weiter Richtung Nordosten. Sehr erstaunt war ich zuhause beim Anblick der Reifen, waren doch die Heidenau K60 Scout nach 5000 km total runtergefahren, in Südamerika hatte ich sie nach 10’000 km nach einem Reifenschaden trotz viel Profil ersetzen müssen, heisst: die Strassen in Frankreich sind unglaubliche Profilfresser.