Nach Neuseeland anno 2014 ist dies meine 2. Reise in Übersee, diesmal jedoch mit der eigenen Triumph Explorer. Schon 2012 war ich einmal in Argentinien und fasziniert von den Farben in den atacamanahen Anden, der Wunsch dies einmal auf dem Motorrad zu erfahren stieg drum stetig, nun sollte es endlich soweit sein.
Dies der Blog zur fünften Woche.
Wie am Ende der 4. Woche schon erwähnt, begann die 5. in Copacabana am Titicacasee in Bolivien und zwar mit einem „freien“ Tag. Nachdem schon die Einreise nach Bolivien eher seltsam verlief, die Zollbehörde stellte mir genau 2 Exemplare der Zollbestätigung für das Motorrad aus, der Polizist verlangte dann deren 3 doch zufälligerweise gibt’s gleich neben dem Polizeibüro einen Copyshop, dem sage ich mal staatlich unterstützt;-). Nun war das ja schon die zweite Einreise nach Bolivien und es ist wirklich ein sehr kleiner Zoll, beinahe privat kam das mir vor, da wollte mir der Polizist dann noch irgendein Formular verkaufen, welches ich dann bei einer allfälligen Kontrolle vorzeigen müsste und bei ihm wäre das viel billiger als bei einer solchen Kontrolle! Da ich ja schon 5 Tage in Bolivien unterwegs war und nie bei einer Kontrolle angehalten wurde, verzichtete ich auf dieses Schnäppchen, wobei schon seltsam ist, dass Motorräder in ganz Bolivien keine Maut zahlen müssen, ausser in der Region Uyuni/Potosi, soviel zum Amtsschimmel. Nun gab’s da ja noch dieses zweite seltsam anmutende Geschäftsgebaren beim Einchecken ins Hotel für eine Nacht, ich wollte ja vor der kommenden Schlechtwetterfront Bolivien durchqueren und deshalb am nächsten Tag weiter. Als ich am nächsten Morgen das Zimmer geräumt, das Motorrad gepackt und ich mich wetterfest gemacht hatte, das Wetter sah eher garstig aus und das Zimmer bezahlen wollte, fragte mich der gute Mann wo ich denn hinwolle. Zu meiner Antwort meinte er nur, dass ich an diesem Tag den Ort nicht verlassen könne, es wären Wahlen und da dürften die Bolivianos nicht arbeiten, das heisst auf der einen Seite Grenze zu, auf der anderen keine Fähre, da Copacabana quasi von Bolivien her nur mit der Fähre zu erreichen ist. Nun, den so bekommenen freien Tag genoss ich wirklich, der Himmel klarte schnell auf und auch der Sonnenuntergang wurde nicht wie am Vorabend durch eine am Horizont hängende Wolkendecke vermiest, bloss das Donnergrollen beim Einschlafen wollte nichts Gutes verheissen.
- Distanz:360 km
- Höhenmeter:1580 hm
– sehr schöne Passstrasse bis zur kleinen Fähre in San Pedro de Tiquina
– der Rest langweilig und zum vergessen, vor allem bei (Schnee-)Regen
Grau war der Morgen danach, ich hörte den Regen schon früh gegen die Fenster peitschen und das Thermometer zeigte 5 Grad. Die ungefähr 30 km bis zur Fähre würden wohl über eine sehr schöne Passstrasse führen, so man denn ausser den von Graupelschauern weissen Strassenrändern etwas gesehen hätte. Die kurze Pause bis ich auf eine der dutzenden kleiner Fähren durfte, nutzte ich um nochmal eine Wäscheschicht drunter anzuziehen. Wohl der Kälte geschuldet bemerkte ich beim Rauffahren auf die Fähre nicht, dass diese wieder von derselben Seite „entladen“ wird, was zum Beispiel bei der Züriseefähre auch wieder kein Problem wäre. Diese Fähre ist aber ein Ponton mit offenen Querbalken, darüber ein paar Holzbretter längs draufgenagelt, schön so dass 2-spurige Fahrzeige wie etwa 4 Autos oder 1 LKW mit einem Auto oder 1 Bus darauf Platz finden. Während des Hinübersetzens machte ich mir so meine Gedanken wie ich die 350kg schwere Fuhre rückwärts über die nassen Holzbretter runterbringe und mir wurde richtig bange. Ich fragte dann den LKW-Fahrer und den Schipper ob sie mir dann doch helfen könnten das Motorrad mittels Hilfsbretter noch auf dem Kahn zu drehen, was dann auch mit Müh und Not gelang, ok, der LKW-Fahrer wär eh nicht runtergekommen ohne über mein Motorrad zu fahren, ich war ja hinter ihm….
- Distanz:316 km
- Höhenmeter:2330 hm
– bis Challapata langweilig
– die F1 Richtung Potosi breit und mit weiten Kurven über Berg und Tal
Die nächsten 3 Tage ging es dann quer durch Bolivien, von Nord nach Süd, immer begleitet von Regen, in der Höhe auch Schnee und Temperaturen zwischen 5 und 11 Grad. Sehr herausfordernd war die Durchfahrt durch die Millionenstadt La Paz/El Alto, ganze Seen bildeten sich auf den Kreuzungen, Wellen wogten von durchfahrenden Fahrzeugen und ich beobachtete haargenau wo eventuelle Löcher sein könnten, sehen konnte ich die nicht im Dreckwasser, nur auf gut Hoffnung durchfahren und immer die Spur vom Vordermann halten. Potosi zeigte sich diesmal nach meiner Ankunft für ein paar Stunden von der freundlichen Seite, diese Stadt könnte schon was hergeben wenn ich nicht mit dem Taschentuch vor der Nase herumlaufen müsste, um diese ungeheuerlichen schwarzen Dieselrusswolken die die Kleinbusse auf steilsten Strassen in 4000m Höhe ausstossen wieder einzuatmen. Im Hostal Patrimonio war ich aber bestens untergebracht und zudem sehr zentral gelegen, nur ein paar Schritte von der Fussgängerzone entfernt.

- Distanz:343 km
- Höhenmeter:3470 hm
– sehr schöne Passstrasse bis Cuchu Ingenio
– danach immer wieder durch wunderschöne Abschnitte durch Canyons bis el Puente
– el Puente bis San Lorenzo traumhafte Passstrasse, geschaffen für Motorräder.
Wochen zuvor wurde mir Tarija als zweitschönste Stadt in Bolivien empfohlen, sie soll in einem Weingebiet liegen und zudem fliesst ein Fluss Namens Guadalquivir hindurch, klang doch vielversprechend aber konnte leider die Erwartungen nicht erfüllen. Auf der Fahrt dorthin hatte ich mich schon diebisch auf das Strassenschild mit der Kilometeranzeige 666 für eine Fotosession gefreut, diebisch waren dann aber andere. Kurz vor Tarija dann doch, nach einer 100km langen wunderbaren Passfahrt, eine Kontrolle an der ich dann auch mal die Papiere zeigen musste, alles hervorgekramt und dem Zoll die Papiere gezeigt, eingepackt und weiter dachte ich, 5 Meter später der nächste Stop, diesmal Polizei, nochmal alles auspacken, dieselben Papiere zeigen (ich dachte da kommt jetzt was von wegen Papieren vom Polizisten in Copacabana). Nichts von alledem, bloss um seine Wichtigtuerei zu rechtfertigen, gab es dann einen Stempel auf die Rückseite des Zollformulars, war mir dann aber egal…..
- Distanz:396 km
- Höhenmeter:4260 hm
ca 65 km unbefestigt
– ab Iscayachi ca 15 km gute Piste
– ab Yunchara bis zur RN 14, 50 km gute Piste, hinein und durch fantastische Canyons
– RN 9 ab tres Cruzes vorbei an der antemberaubenden Quebrada de Humahuaca
– zwischen Humahuaca und Tilcara wird der südliche Wendekreis passiert
….Am nächsten Tag passierte ich die Stelle gleich nochmal, ein anderer Polizist machte dann noch einen Stempel daneben aber der vom Zoll erkannte mich und winkte mich lachend durch, es ginge ja doch;-). Bloss die Passstrasse war nun in noch dickere Wolken gehüllt, nach 4 Tagen hatte ich dieses Wetter eigentlich satt, von wegen Weingebiet…. Doch auf der anderen Seite des Scheiteltunnels drückte die Sonne stark durch und so wagte ich die Fahrt über eine bezaubernde Hochebene, wunderbar wie die Wolken von Tarija her in dieses Tal herüberschwappten, eine einmalige Stimmung. Abrupt endete dann die hervorragend ausgebaute Strasse und schwang sich auf Schotter einspurig in einen Canyon hinunter, glücklicherweise machte ich grad eine Fotopause als mir staubend ein Bus entgegenkam, ich wüsste nicht wie ich den an anderer Stellen hätte passieren sollen.
Nach langer staubiger Fahrt im Canyon schraubte sich die Piste wieder hoch und plötzlich war ich dann wieder auf der Panamericana die sich auf der Ostseite der Anden quer durch den Kontinent zieht. Ganze 3 Stunden hatte ich bei eher heissem Wetter fahren dürfen, da zeigten sich völlig überraschend im sonst regenlosen Westen tiefschwarze Wolken und auch der Regen daraus liess sich erahnen. Hätte das Zollprozedere nach Argentinien in Villazon nicht so lange gedauert, ich wäre wohl trocken durchgekommen. Zum Glück hatte es mich nicht voll erwischt aber das Blitzen, Donnern und Grollen blieb mir bis Tilcara stehts im Nacken, so blieb mir kaum Zeit für das eine oder andere Foto der spektakulären Quebradas die man auf dieser Fahrt passiert.

PASO DE JAMA
- Distanz:438 km
- Höhenmeter:4500 hm
– die RN-52 schraubt sich ab Purmamarca auf 26km in unzähligen Haarnadeln 2000m höher auf das Hochplateau der Anden
– Susques ist der einzige Ort auf 420km
– die Grenze ist noch nicht die Passhöhe, Strasse steigt nochmal 600m an
– vor allem in Chile dann traumhafte Ausblicke in allen Farben auf die Bergwelt der Anden
Nun hatte ich definitiv genug vom Regen, ich wollte wieder nach San Pedro rüber in die Atacamawüste, dem trockensten Ort der Erde sagt man. Von Purmamarca schwingt sich die bestens ausgebaute Passstrasse über unzählige Haarnadeln hoch bis zu einem Ausblick des wohl eines der meistfotografierten Strassensujets Argentiniens. Weiter geht es immer bestens ausgebaut an diversen Salzseen vorbei hoch zum Paso de Jama auf 4200m, atemberaubend nicht nur die dünne Luft, vor allem diese Weite, diese Farben, ein Naturspektakel sondergleichen. Waren es bei der Weiterfahrt nach dem Zoll noch 18 Grad, so begann das Thermometer zu sinken und mir richtig zu stinken, hey, ich war auf dem Weg hinunter in die Atacama. Bei 11 Grad und eisigstem Gegenwind oder noch schlimmer auch von der Seite musste ich nochmal sehr widerwillig einige Schichten drüberlegen, das hatte ich überhaupt nicht erwartet. Genauso wenig wie sich die Strasse auch nicht wirklich senken wollte, gefühlt 1 Stunde ging es hoch und runter und wieder hoch und dann diese Landschaft die doch für alles frieren entschädigte. Von der Passhöhe und Grenze bis „hinunter“ nach San Pedro sind es dann aber auch 160km, allerdings erst die letzten 30 fallen dann quasi ohne Kurven den Vulkankegel hinunter und mit jedem Kilometer schraubt sich das Thermometer hoch. Was für eine Fahrt! 400 km, ein Dorf, Susques und dann die Zollstation, sonst nur Natur pur, unglaublich diese Strecke.
In der neu eröffneten Lodge Las Rocas, etwas ausserhalb und ungefähr 10 Fussminuten von der Flaniermeile Caracoles entfernt, liess sich dann hervorragend ausspannen, es ist zwar noch nicht alles bis ins Endstadium ausgebaut aber die Ruhe, nur gestört durch das Plätschern des durch das Areal fliessenden Baches, war phänomenal, man fühlt sich wie auf einer entlegenen Ranch, natürlich mit dem zugehörigen Gestüt. Leider war nun wohl in Argentinien und auch Chile Ferienbeginn, jedenfalls war der Ort extrem von Touristen überlaufen, die Preise nochmal gestiegen, unter 100 Schweizer Franken pro Nacht gibt es kaum ein Doppelzimmer mit eigenem Bad und auch an den Eintritten wurde nochmal dazuverdient. Beim Valle de la Muerte waren die 3000 chilenischen Pesos noch zu verschmerzen, allerdings ist die knapp 3km lange Strecke durch die bizarren Felsen auch nicht annähernd so spektakulär wie das angrenzende Valle de la Luna, ausser man will sich als Dünenboarder versuchen, sprich, im Ort können „Snowboards“ gemietet werden und dann damit die Dünen hinuntergeglitten.