Nach Neuseeland anno 2014 ist dies meine 2. Reise in Übersee, diesmal jedoch mit der eigenen Triumph Explorer. Schon 2012 war ich einmal in Argentinien und fasziniert von den Farben in den atacamanahen Anden, der Wunsch dies einmal auf dem Motorrad zu erfahren stieg drum stetig, nun sollte es endlich soweit sein.
Dies der Blog zur dritten Woche

- Distanz:356 km
- Höhenmeter:4320 hm
– zwischen Uyuni und Potosi ein Traum für Motorräder in traumhafter Natur, sehr abwechslungsreich
Der letzte Eindruck vom Vorabend wollte sich so gar nicht bestätigten als ich mich auf einer wunderbar ausgebauten neuen Passstrasse über Uyuni Richtung Potosi erhob. Es ist dieses Gefühl vom endlosen gleiten durch erdig farbenprächtige, abwechslungsreichste, meistens menschenleere Landschaften die mich haben süchtig werden lassen nach Motorradfahren. Mindestens 150 km praktisch kein Verkehr oder nur an einer Hand abzählbare Fahrzeuge, mal abgesehen von den Vicuñas oder Lamas die in aller Ruhe über die Strasse stolzieren oder da und dort auch mal ein Hund, der wie tot im Schatten liegt. In Bolivien zu navigieren ohne technische Hilfsmittel ist praktisch unmöglich, da Wegweiser höchstens auf grossen Strassen weiterhelfen, in Dörfern und Städten fehlen diese aber gänzlich. So fuhr ich nun während der Mittagsrushhour hinein in die steile Altstadt von Potosi, ohne irgendeine Idee zu haben welche Richtung ich einschlagen müsste. Die Hilfe der Passanten und Polizisten die ich ansprach hielt sich in Grenzen, vor allem da jeder wieder eine andere Richtung hinaus vorschlug. Mit dutzenden Halten und der Konsultation meiner Oflline-Karte fand ich dann die Umfahrungsstrasse und damit auch hinaus aus dem Labyrinth. Weiter Richtung Sucre senkte sich die Strasse plötzlich hinunter in einen riesigen Canyon, waren es oben noch schlappe 20 Grad, stieg das Thermometer im Talkessel schon auf deren 30.
Das super gemütliche, geschichtsträchtige, mit grossem Patio versehene Hotel La Posada mitten in Sucre war überraschend schnell gefunden und irgendwie fühlte man sich urplötzlich auch sonst in einem ganz anderen Film. Andalusien total, bezaubernde Kolonialbauten, alles sehr sauber (mal abgesehen von der dieselrussgeschwängerten Luft) und auch die Leute waren auffallend besser gekleidet, dazu fehlten fast gänzlich die Rudel streunender Hunde an die ich mich die letzten 2 Wochen schon fast gewöhnt hatte. In Sucre lässt es sich gut und gerne ein paar Tage ausspannen, was ich auch sehr gerne tat. Gleich gegenüber vom Hotel hat sich der Schweizer Marco ein Informations- und Artesanialaden aufgebaut, mit seinen Tipps wird es auch bestimmt nicht langweilig. In guter Erinnerung bleiben wird mir der Junge der mein Motorrad vom Staub und Salz der letzten Tage befreite und mir quasi ein neues Motorrad hinstellte und dann die super herzige „alte“ Frau, die an einer Tankstelle Nüsse und Mandeln an den Mann bringen wollte, leider verstand ich kein Wort ihrer Indiosprache, glücklicherweise liess sich jemand finden der alles übersetzte.
- Distanz:365 km
- Höhenmeter:4720 hm
– zuerst auf breiter Strasse 100km durch das lange Tal des Rio Chico und Rio Novillero bis Aiquile
– ab Mizque schraubt sich die Strasse völlig ungewohnt durch Nadelwälder und sattes Grün hoch auf 3800m
– die F 4 ist dann Boliviens Hauptverbindung zwischen dem Tief- und Hochland mit entprechendem Schwerverkehr
Der Weg hinaus aus Sucre war wieder etwa so wie der durch Potosi, lärmig, staubig und über viele Umwege, bis sich die Strasse wieder über dutzende Hügel davonschwang. Ein bisschen irritiert war ich ob der Polizei die sich alle 2-3 km am Strassenrand installiert hatte, dies jedoch nur bis ich dann angehalten und angewiesen wurde, im nächsten Ort bitte zur Seite zu fahren und das Radrennen das entgegen kommen würde abzuwarten. Sage und schreibe eine Stunde später waren dann in mehrminütigen Abständen zwei bis höchstens drei Dutzend Rennfahrer vorbeigebraust und vor allem nach einer grossen Pause kam dann ein Bus der die abgestellten Polizisten wieder einsammelte. Die Fahrt durch das Tal des Rio Novillero war weniger berauschend, änderte sich aber mit der Abzweigung in Aiquile. Bis Mizque ging es plötzlich sehr grün durch fruchtbarstes, landwirtschaftlich genutztes Gebiet um dann wieder anzusteigen und steigen und steigen, durch Nadelwälder wie ich sie in Südamerika zum ersten Mal sah. Als dann auch kein Baum mehr zu sehen war zeigte mein Navi 3800m über Meer, das hiess das hinunter Richtung Punata wieder über 1200 m „vernichtet“ werden mussten. Statt den direkten Weg nach Cochabamba nahm ich den Umweg über Tiraque und kam dann auf die F4, die Hauptverkehrsachse zwischen Santa Cruz de la Sierra und Cochabamba, wenn ich gewusst hätte….. Der Schwerverkehr schleppt sich dort vom Tiefland auf über 2500 m auf einer normalen 2-spurigen Strasse, doppelte Sicherheitslinien, keine Sicht und Gegenverkehr egal, überholt wird was langsamer fährt und das bei Tempi zwischen 15 und 100 km/h, da bist du immer bereit den Ausweg in den Strassengraben zu suchen.
Cochabamba wird mir nicht wirklich in Erinnerung bleiben, ich hatte schlicht zu wenig Zeit die Stadt zu erkunden, wirklich eingeladen dazu hatte sie mich aber auch nicht. Die Plaza 14 de Septiembre gibt schon was her, allerdings spulte ich Kilometer ab bis sich auch mal ein paar Restaurants für das Nachtessen finden liessen, mir wurde dann zu spät die Avenida Ballivian empfohlen. In Anbetracht meiner Gesundheit bin ich mit dem Genuss von Essen an einem der hunderten von Ständen am Strassenrand eher vorsichtig. Die Fahrt gerade hinaus aus Cochabamba dauerte dann wieder ewig, doch plötzlich steigt die Strasse wieder kurvig an, wieder dieselbe Geschichte mit dem Schwerverkehr, man stelle sich einfach den Gotthardpass ohne Autobahn vor. In einer engen Kurve dann schien mir dass Leute begannen einen Markt aufzubauen, schon komisch so im Niemandsland dachte ich, als ich sah dass unter den ganzen Säcken von Gemüse und Hab und Gut zwei LKWs kopfüber im Strassengraben lagen, was aber niemanden wirklich zu erstaunen schien, jedenfalls waren alle sehr gelassen. Die Strasse stieg wieder unendlich lange an, irgendwo bei einer Siedlung stand dann 4100m und hoch und runter ging es weiter bis eine Baustelle meine rasante Fahrt stoppte. Ich stieg vom Motorrad und torkelte Richtung Verkehrsleiter um zu fragen wie lange denn die Pause etwa dauern würde, die paar Meter zurück zum Motorrad schaffte ich aber kaum mehr, total weg war die Luft, das Navi zeigte über 4500m. Die nächsten 50 km waren dann Horror, wie gesagt, der ganze Schwerverkehr zwischen dem Tiefland und La Paz quält sich über diesen Pass und dann noch eine 4-spurige Baustelle, da wird nicht umfahren, da wird gebaut und gefahren.
- Distanz:228 km
- Höhenmeter:2860 hm
– ca 50 km Baustelle, dez 2017
– diese Hauptverbindungsachse ist sehr stark vom Schwerverkehr zwischen den Millionenstädten Santa Cruz-Cochabamba-La Paz befahren und windet sich über 4500m
Oruro war dann die nächste Stadt die ein bisschen Infrastruktur versprach, als ich jedoch vor dem Hotel vorfahren wollte sah ich mich plötzlich umgeben von Blasmusik und Kostümen, direkt vor dem Hotel scheint der Platz für Feria (Volksfest) und Karneval zu sein, glücklicherweise war das Fest aber schon früh ausgeklungen. Die Suche nach einem Restaurant war dann wieder sehr schwierig, das beste in der Stadt mit 200’000 Einwohnern würde ich zuhause nicht betreten, sehr einfach eingerichtet mit bunten Wachstischtüchern, das Essen aber war erstaunlich ok vom Geschmack, an der Präsentation können sie gern noch arbeiten.
- Distanz:480 km
- Höhenmeter:2410 hm
ca 50 km unbefestigt
– diverse Abschnitte bis Carahuara unbefestigt aber gute Piste, bei Tortora kleiner Pass durch fantastische Natur, ca 50 km
– die Hauptverbindung F 4 La Paz nach Chile mit sehr viel Verkehr aber wunderbare Andenlandschaft mit vielen Vulkanen
– an der Grenze letzte Tankstelle bis Arica 200km
– die Strasse hinunter nach Arica von 4500m auf 10m bietet immer wieder traumhafte Passagen durch unglaubliche Landschaften
Die ganze Stadt machte nicht wirklich einen freundlichen Eindruck, auch wenn sie sich gerade eine Luftseilbahn zur Jesusfigur auf dem Stadthügel leistet, ich denke das Geld würde besser in eine Abfallentsorgung investiert, denn die Fahrt hinaus aus der Stadt gleicht auf mehreren Kilometern einer Fahrt durch eine Mülldeponie. Obwohl mir von der Receptionistin im Hotel versucht wurde die Route über Crucero auszureden (schlechte Strasse, keine Menschen, zu wild), war die Strecke fantastisch zu fahren, mit der Ausnahme dass auch hier wieder auf mehreren Kilometern gebaut wurde. Auf den gut 200 km gab es mehrere Siedlungen, nur 2 Teilstücke a 50 und 20 km die unbefestigt waren, dafür unheimlich schöne Kompositionen der Natur und immer wieder dieser Berg in der Ferne, der magisch wie das Matterhorn über allem stand. Bei Curahuara bog ich dann auf die nächste Transit-Achse ein, die von La Paz nach Arica am Pazifik führt. Die Fahrt vorbei an den höchsten Vulkanen Boliviens und Chiles ist trotz des Schwerverkehrs ein Traum und über allen türmt sich der Nevado Sajama (6542m) auf, majestätisch wie er über die ganze fantastische Szenerie wacht.
Der Grenzübertritt zurück nach Chile verlief erstaunlich einfach und zügig, falls nicht grad der eine oder andere Beamte nicht noch ein Nickerchen in seinem Kabäuschen gemacht oder sogar eine Ahnung davon gehabt hätte welche Papiere er mir ausstellen müsste, tja dann wär das ja viel zu einfach gewesen. Leider war die Fahrt ins 4500 Meter tiefer gelegene Arica wieder unterbrochen durch über 25 km Baustelle, unglaublich aber auch nötig bei diesem Schwerverkehr, doof ist nur, hinter einem LKW herzufahren ist wegen der schlechten Sicht (voll eingestaubt) lebensgefährlich, ebenso das Überholen, da hilft dann nur das milde Auge des Gesetzes, das einen an der kilometerlangen Kolonne vorzufahren bedeutet. Das Eintauchen dann in tiefere Sphären nach Putre bietet ein unglaubliches Spektakel an Formen von Steinen und Sandbergen, was sind da schon gemeinhin bekannte Dünen, hier türmen sich Berge aus Sand auf und mitten drin dann plötzlich eine sattgrüner Talboden, fruchtbar und unglaublich im Kontrast. Arica dann, die Stadt des ewigen Frühlings bei jährlichen Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad mag an diesem Samstag mit einer unglaublichen Festfreude und Feierlaune zu überzeugen in unzähligen Restaurants und Bars, wohin sich die alle am folgenden Sonntag verzogen hatten bleibt mir noch immer ein Rätsel, denn dann war zu, einfach alles zu. Kaffee um 8.00, um 9.00 um 10.00 um 11.00, keine Chance, ok, ein Restaurant mit Nescafe und Bier im Literbecher hatte auf.