Südamerika 2017, 1. Woche, Chile

Nach Neuseeland anno 2014 ist dies meine 2. Reise in Übersee, diesmal jedoch mit der eigenen Triumph Explorer. Schon 2012 war ich einmal in Argentinien und fasziniert von den Farben in den atacamanahen Anden, der Wunsch dies einmal auf dem Motorrad zu erfahren stieg drum stetig, nun sollte es endlich soweit sein.

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Nach einem 20-stündigen Flug mit Zwischenhalt und Umstieg in São Paulo musste ich mich in Santiago de Chile erstmal auf dem Flughafen zurecht finden, das dauerte bis ich den richtigen Bus zum Bus nach Valparaiso gefunden hatte. Das Ostello Valparaiso in selbiger Stadt ist traumhaft und steil über dem Hafen in einem alten Quartier gelegen, es ist sauber aber doch eher spärlich eingerichtet, nur schon das Eintreten durch die schmale Tür, geschweige der Aufstieg über die enge Treppe sind mit Gepäck eine wahrliche Herausforderung in diesem wohl 100-jährigem Haus. So schön die Lage bei Tag, für den Weg ins Zentrum muss das Hafenviertel durchquert werden, dieses ist also auch für mich eine richtige Prüfung, Bargeld hatte ich nur das nötigste dabei, immer den nächtlichen Heimweg in Gedanken. Das Quartier rund um und die Fauna Bar / Restaurant sind sehr besuchenswert, dann natürlich auch eine Fahrt mit der «Metro» dem Strand / Bucht entlang nach Vina del Mar, gegensätzlicher könnten die beiden Städte kaum sein, hier das traditionelle und alternative Valparaiso, dort die Grossstadt Viña del Mar.

Dass die Entgegennahme meines Motorrades im Hafenlager ungefähr 20 km im Landesinneren etwas dauern würde hatte ich befürchtet aber dass dies grad einen ganzen Tag in Anspruch nehmen würde, eher nicht. Glücklicherweise machte ich schon im Büro des Transporteurs Bekanntschaft mit 4 Bikern und Leidensgenossen, darunter Pepe aus Malaga, der uns im Verlaufe des Tages immer wieder mit seinem spanischen Sprachvermögen und seiner andalusischen Geduld und Humor einen Schritt weiterbrachte. Filmreif waren die Szenen auf jeden Fall, wie immer wieder etwas von Einem zur Anderen und zurück geschoben wurde, kaum war der eine bereit war die andere wieder weg….


2017-11-08_Valparaiso-Illapel.jpegValparaiso-Illapel

  • Distanz:356 km
  • Höhenmeter:6230 hm

– ca. 100 km unbefestigt

– sehr schöne Passstrasse zwischen Olmüe und Tiltil

– sehr viele Kurven auf der G-102 nach Rungue

– die E-411 ab Putuendo und die E-37-D bis zum einspurigen Scheiteltunnel an der Provinzgrenze sind wunderbare Passstrassen, danach praktisch alles unbefestigt durch hügelige Landschaft. Achtung, alle Tunnels einspurig, zum Teil auch Kehrtunnels, ohne davor zu sehen ob Gegenverkehr drin ist.

Der erste Tag auf dem Motorrad war weitestgehend ereignisarm, wobei die Durchfahrt durch 10 km Baustelle, direkt hinter einem Grader, dem Fahrzeug das die Fahrbahn ebnet, bestimmt nicht alltäglich ist und dann gabs da ja noch 2 weitere erwähnenswerte Episoden. Beim ersten Abzweiger auf eine Sand- / Kiespiste kamen 2 Einheimische mit Motocrossrädern daher und voller Respekt fragte ich sie ob das hier so weitergehen würde, worauf sie mich mit meiner 350kg-Maschine bestimmt zur Strasse zurück schickten. Als sie weg waren nahm ich das Herz in die Hand und fuhr die kleine Passstrasse, problemlos wie sich zeigen sollte. Später stand ich vor einem 1-spurigen Tunnel, sah dass 2 Lichter schon drin waren und wartete deshalb auf den Gegenverkehr. Dass die Lichter aus und wieder angingen machte mich schon ein bisschen stutzig, klärte sich dann aber Minuten später als eine Kuh aus der Dunkelheit getrottet kam und dann noch eine und schliesslich von einem LKW gescheucht noch eine Dritte, gut hatte ich diese Begegnung nicht mitten Im Tunnel……

Überhaupt Tiere, am 2. Fahrtag sah ich was über die Piste krabbeln und beinahe hätte ich eine handtellergrosse Vogelspinne überfahren, so richtig mit Haaren an den Beinen, sowas habe ich in freier Wildbahn noch nie gesehen, leider hatte ich keinen Mut für ein Fotoshooting. Kaum vom Schock erholt, erheben sich nach einer Kurve 2 Geier direkt vor meiner Windschutzscheibe, des flache Tier auf der Strasse widerwillig liegen lassend. Und halt immer wieder Kühe, Schafe, Ziegen und Hunde. Die Strecke westlich von Illapel, entlang des Flusses ist eine traumhafte Kiesstrasse, nach dem Richtungswechsel noch Norden (D-787 > Canela Baja) gehts dann auf Asphalt schmal und leicht geschwungen durch ein pittoreskes Tal. Der Pass von Cogoti nach Monte Patria ist dann schon eher herausfordernd, weil sehr schmal und grobsteinig.


2017-11-09_Illapel-Vicuna.jpegIllapel-Vicuna

  • Distanz:363 km
  • Höhenmeter:4650 hm

ca.160 km unbefestigt:

– D-75 entlang des Rio Choapa und die D-787 sind unbefestigt aber traumhaft zu fahren

– D-769 ab Cogoti unbefestigtes, kleines und zum Teil steiles Passsträsschen

– D-595 ab Fundina und D-445 bis Vicuna unbefestigte Passstrasse

Illapel wäre nicht der Nennung wert, wenn es mich nicht mitten in der Nacht mit einigen gewaltigen Stössen aus dem Schlaf gerissen hätte, eine Naturerfahrung in Form eines mittleren Erdbebens, die ich so nicht gekannt hatte. Vicuña ist da schon sehr viel angenehmer in Erscheinung getreten, ein sehr schönes Dorf mit einer speziellen, beinahe künstlerisch anmutenden Atmosphäre, wie das ganze Valle de Elqui, das man durchfährt wenn man den Paso Agua Negra aus oder nach Argentinien überquert. Das Hotel Halley ist was vom schönsten und Stilvollsten worin ich hausen durfte seit langem, mit schönem Patio und Garten mit kleinem Pool und dann gleich gegenüber ein Restaurant mit hervorragender Küche.

 

2017-11-10_Ausflug Valle de Elqui.jpegAusflug Valle de Elqui

  • Distanz:111 km
  • Höhenmeter:1690 hm

 – ein Ausflug ins Valle de Elqui ist ein MUSS, wunderbare Bergwelt, alles befestigt.

 

CHL: Valle de Elqui, Dedo 2

Man kann ja einfach die Hauptstrasse von Vicuña hinunter nach la Serena nehmen oder nach ca 20km abbiegen und dann wilde 150 km durch Flüsse, über Hochweiden mit scheinbar wilden Pferden, vorbei an Minen und zurück durch Flussbetten fahren, allerdings war das eher herausfordernd als wirklich schön, bis auf einen Abschnitt mit wunderbarster Sicht auf die Andenkette. Definitiv zu einer grooossssen Herausforderung wurden dann die ersten 40 km nach Punta Colorada auf der D-115. Als Baustelle ausgeschildert ist es eigentlich einfach eine Fahrt durch ein Flussbett auf Kies, Sand und durch Wasser. Plötzlich und unverhofft entsteigt die Strasse dann dem Flussbett und wird eine hervorragend ausgebaute Passstrasse über knapp 200 km und auf über 3700m führend, die letzten 40 km dann sehr an die kroatische Magistrale entlang der Adria erinnernd.

 

2017-11-11_Vicuna-Vallenar.jpegVicuna-Vallenar

  • Distanz:464 km
  • Höhenmeter:5550 hm

ca 170 km unbefestigt

– Schlaufe ab el Molle bis Lambert, viele Wasserpassagen, meist gute Piste, ca 110 km

– Die Panamericana steigt, kaum wendet sie sich vom Meer ab, richtig steil hoch ins Landesinnere.

– D-115 ab Punta Colorada Baustelle, zum Teil sehr schwer zu fahren, da der Fluss die Strasse weggeschwemmt hat, 35 km unbefestigt, Sand, Kies und Wasserpassagen, danach traumhafte Passstrasse auf über 3700m

– nach Abzweiger auf C-489 25 km gute Piste bis el Corral

 

 

2 Gedanken zu “Südamerika 2017, 1. Woche, Chile

  1. Hallo Martin, ich danke Dir ganz herzlich, dass du deine Erlebnisse teilst. Fantastische Fotos ich bin hin und weg. Genieße die Zeit, mein Lieber und alles Gute!

    Viele Grüße aus dem Harz
    Steffen

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